Metallverarbeitung und Töpferwesen
Um das Köngener Kastell hatte sich schon kurz nach 90/95 n. Chr. eine blühende zivile Siedlung (Vicus) gebildet. Grinario hatte zu Zeiten seiner größten Ausdehnung eine Fläche von 22 Hektar. Die Lage an der Kreuzung mehrerer Fernverbindungen erwies sich auch für wirtschaftliche Aktivitäten als ausgesprochen günstig. Metallverarbeitung und Töpferwesen lassen sich nachweisen.
Metallverarbeitung
Nach der Errichtung des Militärlagers entwickelte sich zügig ein richtiges Lagerdorf mit Holz- und Steinhäusern auf einer Länge von rund einem Kilometer beiderseits der Fernstraße Bad Cannstatt-Rottenburg. Das Zentrum der Siedlung lag auf einer fast ebenen Fläche westlich und südwestlich des Lagers. Hier lagen auch die öffentlichen Gebäude und der Marktplatz.
Nach Abzug des Militärs wurde das Kastellgelände für öffentliche Belange der Zivilbevölkerung genutzt (Heiligtum, Bad). Die Ausgrabungen von 1979 erbrachten im nördlichen Dorfteil mehrere große Betriebe, in denen seit den neunziger Jahren des 1. Jahrhunderts Eisen zu Werkzeugen und Geräten ausgeschmiedet wurde, die hauptsächlich für das Lager bestimmt waren.
Zum Abnehmerkreis dieser Produkte gehörten auch Bauern in der Umgebung. Die Eisenschmieden im Norden der Siedlung an der „Cannstatter Straße“ waren rund 170 Jahre in Betrieb, von ca. 90 n. Chr. bis zum Untergang des Dorfes in der Mitte des 3. Jahrhunderts, als es von den Alemannen zerstört wurde. Das Eisenerz wurde im nahen Albvorland, hauptsächlich zwischen Frickenhausen und Owen, abgebaut. Dort hat man viele Schürfgruben und Verhüttungsplätze mit Eisenschlacken und Schmelzöfen gefunden. In sogenannten Rennfeueröfen musste das Eisen zunächst aus dem Erz geschmolzen werden, bevor es in den Schmieden weiterverarbeitet werden konnte.
Töpferei
Entlang der Hangkante im Neckartal konnten verschiedentlich Töpfereien bzw. Keramikbrennöfen mit Fehlbränden lokalisiert werden. Durch diese Töpfereien wurden das Lager, die Siedlung und die Höfe mit normalem Gebrauchsgeschirr versorgt. Leider hat man bei Baumaßnahmen alle Öfen ohne genaue Untersuchung zerstört. Die meisten der nach Grinario gelieferten Amphoren (Transportbehälter der Antike) enthielten andalusisches Öl oder Wein aus Südfrankreich. Die hier gefundenen Bleiplomben waren wohl an Amphoren, Kisten oder Säcken befestigt. Nach Grinario wurden Metalle wie Silber, Zinn oder Blei sowie Keramik, Glas, Textilien, Gewürze, Südfrüchte und Luxusgüter geliefert.